Freitag, März 29
Shadow

(Tierschutz)Tiere machen angreifbar

Sei es in einer Partnerschaft (“das Tier oder ich?!”), bei der Wohnungssuche (“Keine Haustiere!”), um Kinder”willen” zu befriedigen und das eigene, meist schlechte Gewissen zu beruhigen (“…ihr seid ja ständig am Arbeiten!”) oder eben der Einsatz als Pflegestelle für eine organisierte Tierschutzeinrichtung oder eine privat engagierte Tierschutzperson: Wer es mit Tieren zu tun hat, wird automatisch angreifbar. – Ganz besonders, wenn es sich um die Aufnahme zur Pflege von Tierschutzhunden auf unbestimmte Zeit, bis zur Vermittlung, handelt.

Letzten Freitag mache ich den Briefkasten auf und halte ein Schreiben der Gemeinde Engen in den Fingern, mit der rhetorischen Frage, ob ich außer meinem (angemeldeten) Hund Gino noch Weitere halten würde und dass man mich für diese Nachfrage um Verständnis bitte, weil man jedem “Hinweis” nachgehen müsste. Anbei zwei Blanko-Anmeldebögen.

Ich konnte mir in etwa denken, von wem dieser “Hinweis” gegeben wurde, hatte ich doch eigentlich fast schon damit gerechnet … Aber, dass man tatsächlich so dämlich und dreist in Einem sein konnte, mit Steinen zu werfen, wenn man selbst im Glashaus sitzt, respektive saß, hat meine Meinung über die betreffenden Personen sowie deren Umfeld nur bestätigt.

Mir meiner Sache absolut sicher, dass mich die Hundesteuer als Pflegestelle für Tierschutzhunde nicht beträfe, setzte ich zeitnah eine wirklich freundliche Antwort-eMail auf, mit dem entsprechenden “Gegenhinweis”, und legte diese Angelegenheit für mich ad acta.

Am Sonntag unterhielt ich mich mit einem thematisch bewanderten Herren in Stuttgart. – Dieses Gespräch ließ mich vom Glauben abfallen:

Aufgrund dessen, dass in der Vergangenheit besonders viele Hundehalter besonders schlau sein wollten und eigene Hunde als Fremde zur Betreuung / zu Besuch ausgaben, um der Besteuerung zu entgehen, wurde die Hundesteuersatzung für alle Kommunen Deutschlands dahin gehend geändert, dass nicht mehr der im Impfpass / EU-Ausweis / Pflegevertrag eingetragene Eigentümer steuerpflichtig ist, sondern derjenige, bei dem sich der Hund / die Hunde über einen längeren Zeitraum aufhält / aufhalten.

Hinweis für alle aktuellen sowie zukünftigen Pflegestellen für Hunde aus privatem oder organisiertem Tierschutz (Verein, Stiftung, Tierheim etc.):

In KAUM einer kommunalen Satzung zur Hundesteuer gibt es eine konkret aufgeführte Sonderregelung zur Befreiung oder Vergünstigung für Hunde mit Tierschutzhintergrund!

Jede(r), der einen oder mehrere Tierschutzhunde über einen längeren Zeitraum bei sich aufnimmt, sie trainiert, ihre Traumata bewältigt, etc. – und so “nette” Mitmenschen hat bzw. kennen lernt, wie ich – läuft Gefahr, dass sie von der betreffenden Gemeinde als “eigene” Hunde angesehen werden und entsprechend zur Zahlung der Hundesteuer aufgefordert wird!

Da es unter den Tierschutzorganisationen immer wieder Schwarze Schafe gibt, die ihren aktuellen oder etwaig neuen Pflegestellen Alles erzählen, was diese hören wollen – Hauptsache, sie kriegen ihre ach so armen Tierchen unter, damit der nächste Schwung geholt werden kann – lasst es euch schriftlich geben, dass der Verein / das Tierheim / die Stiftung etc. für die Hundesteuer aufkommt!

Wenn’s hart auf hart kommt, wird euch dieser Vertrag vermutlich nicht wirklich etwas bringen, da [Zitat: bspw. Hundesteuersatzung der Stadt Bamberg, Bayern] Als Hundehalter gilt auch, wer einen Hund in Pflege oder Verwahrung genommen hat oder auf Probe oder zum Anlernen hält. [Zitatende] sich der Verein / das Tierheim / die Stiftung etc. mit (angeblich chronischem) Geldmangel heraus reden wird.

Da wir uns allerdings (leider) in Deutschland befinden, kann etwas Schriftliches (fast) nie verkehrt sein.

Und: so lange es die Hundesteuer in Deutschland (noch) gibt, seid ggü. der Gesellschaft vorsichtig!

Am Besten ist es wohl, ihr gebt euren Pflegehund / eure Pflegehunde von Anfang an als eigene aus und spart es euch, über das jeweilige Schicksal des Hundes zu sprechen.

Seid über den aktuellen Kurs der Gesamt-Hundesteuer informiert, um jederzeit “jammern” zu können, wie viel Hundesteuer man doch zahle.

Wer ehrlich ist und die Frage nach der Hundesteuer bei Pflegehunden mit “Zahl ich nicht, weil…” beantwortet, macht sich – für irgendwann – angreifbar!

Erst hielt ich das für einen äußerst schlechten Witz, wie so vieles in Deutschland und seine“Rechtsprechung”, aber das Internet, genauer gesagt, die Satzung über die Erhebung der Hundesteuer in der Stadt Konstanz (Engen gehört zum Landkreis Konstanz) belehrte mich eines Besseren.

Einerseits wurde mir richtiggehend schlecht, andererseits lief ich (von Null auf Hundert in 0,05 Sekunden) innerlich derart Amok gegen die “Hinweisenden”,  dass ich vor blanker Wut eigentlich nur noch am Zittern und Heulen war und somit die Nacht auf Montag entsprechend zur Hölle wurde.

Wer auch immer mich explizit verpfiffen hat und es mir mal so richtig zeigen wollte, hat (zumindest für 24 Stunden) ganze Arbeit geleistet und kann sich den größten Orden anheften, den er / sie findet oder zu basteln imstande ist!

Es ist wirklich armselig, erbärmlich und zeugt von dem schwächsten Charakter, den man überhaupt nur haben kann: sich nicht an einen Menschen heran zu trauen, sondern stattdessen welchen Frust auch immer über Tiere auszulassen!

In der Hoffnung, “noch irgendwas retten zu können”, sprach ich Montagvormittag in der Stadtkämmerei Engen vor, um irgendetwas in Richtung Vergünstigung, Befreiung, Toleranz und Kulanz wenigstens bis zur Vermittlung zu erreichen.

Keine Chance! “Dies sieht die Satzung für solche Fälle nicht vor.” Punkt.

Schließlich wollte man mir noch weiß machen, dass dieser Hinweis Anfang April eingegangen sei und man sich überhaupt nicht mehr daran erinnern könne, ob es eine männliche oder weibliche Stimme, mit Ossi- oder Württemberger-Akzent oder annäherndes Hochdeutsch war. Man habe auch überhaupt keine Notizen, da es sich ja schließlich um einen anonymen Hinweis gehandelt habe.

Wem möchte man denn das erzählen? Mir? Auf jeden Fall, wartet eine Gemeinde, Behörde etc vier Wochen mit der Bearbeitung, wenn es die kleinste Aussicht gibt, sich etwas abzugreifen. Ja klar…

Damit der Staat selbst den größten Teil unserer Steuergelder in relativ sinnlose Projekte investieren kann, sind die “armen” Gemeinden vom ihm dazu genötigt, sich möglichst selbst zu finanzieren und deshalb “leider” nicht in der Lage, auch nur den kleinsten Kompromiss zuzugestehen.

Und womit geht dies am Allerbesten von Allem? Richtig: mit der Hundesteuer! –Deren Existenz jedoch mittlerweile nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte.

Ok, es war also nichts auszurichten, jetzt galt es “Plan B” zu finden, aber erst mal, auch den Arbeitstag zu meistern.

Der Teil meiner Kollegen, die meinen übernächtigten, kurzzeitigen Wut-Heul-Anfall vor Arbeitsbeginn mitbekamen, waren erschrocken darüber – so kennt man mich im Normalfall nicht – aber auch deren Schreck über meine Verfassung wich blanker Wut, nachdem ich ihnen erzählte, was Neues von “bekannter” Seite passiert sei.

“Ersthund” Gino misst an der Schulter ca. 40cm, bringt ca. 20kg auf die Waage und kostet mich € 8,-/Monat, macht € 96,- im Jahr.

Mit Panda (ca. 27cm SH, ca. 10kg) und Sam (ca. 34cm SH, ca. 12kg) kamen nun pro Nase € 16,-/ Monat zusätzlich auf mich zu, macht jeweils € 192,- im Jahr.

Weniger Hund, doppelte Steuer!

Mein früherer Mathe- und Physiklehrer pflegte bei Fragen des nicht Verstehens zu sagen: Da gibt es nichts zu Verstehen, das ist Mathematik / das ist Physik! Bei der Besteuerung von Hunden kommt man zu genau der gleichen Erkenntnis.

Als ich meiner ehemaligen Freundin (einer der Pflegehunde kam direkt von ihr, der Andere über sie), von diesem Ereignis berichtete und erst mal nicht so genau wusste, wie dieses Problem gelöst werden konnte, erntete ich von ihr ein spontanes: “Dann kommen eben Beide ins Tierheim!” Das setzte Allem die Krone auf.

Montag Abend unterhielt ich mich mit einer, mir persönlich unbekannten, facebook-Freundin darüber, die spontan ihre Hilfe anbot: sobald die Steuer fällig wird, würde sie für einen Hund den Betrag der doppelten Hundesteuer spenden, da es ihrer Ansicht nach für eine wirklich richtige Sache sei und wir für seine Zuhause-Suche Zeit gewannen. – Ich war völlig sprachlos, dankbar und gerührt.

Eine mir persönlich Fremde zeigte sich derart hilfsbereit, während eine langjährige “Freundin” und “Tierschützerin” unglaublich kalt und egoistisch rüberkam.

Um die Hundesteuer für den Anderen zusammen zu bekommen, löste ich bspw. meine Jahrzehnte umfassende Maffay-Sammlung auf, wobei zwar nicht sehr viel rauskam, aber ich trotz allem etwas schmunzeln musste: nicht nur, aber vor allem Revanche scheint mein ganzes Leben zu prägen und begleiten…

Wie dem auch sei, grundsätzlich gilt es, sich nicht unterkriegen zu lassen und – jetzt erst recht! – gegen die Abzocke mit der Hundesteuer vorzugehen sowie Hartz4-Schmarotzern die Stirn zu bieten.

Wenn ich einen Vorschlag für eine Ersatz-Steuerart machen dürfte…?

Ich wäre für eine Hartz4-Steuer, in Form von Abzügen, wenn gesunde, belastbare, aber schlichtweg arbeitsfaule Sozial-Parasiten meinen, sich auf Kosten der Arbeitnehmer (und Tierschützer!) ein laues Leben machen zu können: alle drei Monate ab Arbeitslosmeldung bzw. Hart4-Bezug gibt es weniger Leistungen, wenn (angeblich) keine Arbeitsstelle gefunden werden konnte.

In der heutigen Zeit ist es schier unmöglich, keinen Job zu finden! Zeitarbeitfirmen haben immer etwas für Jede(n) in der Schublade: ob ungelernt, zu lang aus dem alten Job raus, dick oder dünn, alt und deshalb nicht mehr“tauglich” für den “normalen” Arbeitsmarkt, kaum deutsch verstehend / sprechend und und und.

Ein “normaler” Arbeitnehmer wird bei (unverschuldeter) Arbeitslosigkeit mit ALG-Sperre und Sonstigem sanktioniert, wenn er nicht zeitnah eine “zumutbare” Stelle antritt, wie bitte sind Millionen von (angeblich voll bezugsberechtigte) ALG2-Empfänger bei bester bis ausreichender Arbeitskraft zu erklären?!

Sog. Aufstockerlass ich mir gefallen, wenn’s bzgl. des normalen Lebensunterhalts eng wird, die bewegen sich wenigstens und tun etwas! Aber Vollzeit-Hartz4-Bezieher“aus Spaß an der Freude, weil’s so schön einfach ist, der Gesellschaft auf der Tasche zu liegen” gehen gar nicht!!

Wäre schön, wenn die Regierung sich in diese Richtung mal Gedanken machen würde – das würde Geld in die Kassen spülen, davon träumen die noch!!!

Gegen die Einsparungen mit o.g. Regelung, sind die Einnahmen durch die Hundesteuer nichts als “Taschengeld” und für tatsächlich Bedürftige (bspw.: Alleinerziehende, arbeitsunfähig aufgrund schwerer Krankheit oder Behinderung) könnte ganz anders und vor allem wirklich sozialgerecht berechnet werden!

Und: weniger Substanz, um Anderen bzw. Tieren das Leben unnötig schwer zu machen, hätten Sozialschmarotzer obendrein.

*in diesem Sinn*
eure Sandra

Nachtrag, 24.06.13: Es wurde eine Hundesteuersatzung gefunden, die das Halten von Tierschutzhunden von der Hundesteuerpflicht befreit: es handelt sich hierbei um die Gemeinde 82433 Bad Kohlgrub im bayrischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen.

Zitat: Steuerfrei ist das Halten von

6. Hunden, die aus Gründen des Tierschutzes vorübergehend in Tierasylen oder ähnlichen Einrichtungen untergebracht sind,

Im “Gegenzug” zu dieser “Gnädigkeit” ruft diese Gemeinde jedoch € 2.000,-Hundesteuer für sog. “Kampfhunde” auf! (Hundesteuersatzung der Gemeinde Bad Kohlgrub)

Urteil zu € 2.000,- Steuer für so genannte „Kampf- oder Listenhunde“ durch das Bundesverwaltungsgericht Leipzig im Oktober 2014.

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