Montag, Oktober 14
Shadow

Welches Hunderl hätten S‘ denn gern?

In meinem direkten Umfeld bin ich mittlerweile dafür bekannt, äußerst kritisch zu sein, was das richtige bzw. falsche Zuhause diverser Hunderassen(mixe) angeht und entweder werde ich um Rat gefragt oder gänzlich gemieden.

Leider war es schon immer so und wird wohl auch immer ein Stück weit so bleiben, dass es Menschen gibt, die sich ihre Schnüffelnase ausschließlich nach persönlichem Gefallen, einem Trend, aufgrund einer “günstigen Gelegenheit“ (wozu auch ich bei meinem ersten Hund vor etwa zwanzig Jahren gehörte) oder passend zur Wohnungseinrichtung zulegen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob das Tier von Privat,  einem Züchter, aus dem Tierheim oder vom Wühltisch eines Vermehrers kommt.

Über die art- sowie rasse(mix)gerechten Bedürfnisse wird sich im Vorfeld kaum bis gar nicht kundig gemacht: “hübsch“ muss er sein; “niedlich“ muss er sein; “darstellen“ muss er was; “folgen“ soll er; keine “Probleme“machen soll er; möglichst wenig bis keine “Arbeit“ möchte man mit und durch ihn haben, u.s.w.

Hat sich eigentlich schon mal jemand gefragt, was ein Hund antworten würde, würde man ihn fragen, welche Ansprüche er an (s)einen Mensch, an sein Umfeld stellt?!

Der Hund ist unbestreitbar das Haustier, mit der größten und tiefsten Bindung zu (s)einem Mensch und geht die meisten, wenn auch faulsten Kompromisse ein, damit ihm sozialer Anschluss sowie Aufmerksamkeit sicher ist – ob der Mensch ihm gerecht wird und diese beinah bedingungslose Hingabe auch verdient oder nicht, spielt (für den Hund) erst mal keine Rolle.

Nicht selten kommt es in Folge von unüberlegter Anschaffung eines Hundes aus Nutzlinien vor, dass sich der Mensch über die notwendige Erziehung und Beschäftigung gar nicht im Klaren ist oder sie aus “lauter Liebe zum Familienmitglied“ schleifen lässt, bis sich “unerträgliche“ (und vor allem “unerklärliche“) Verhaltensveränderungen einstellen.

”Selbstverständlich” trägt dann “einzig und allein” der Hund die “Schuld“ daran, sodass er aufgrund von “Überforderung“ des Menschen oder aus anderen fadenscheinigen Gründen abgegeben wird.

Sich selbst zu hinterfragen, um das Ruder ggf. noch mal rumreissen zu können, kommt den Wenigsten in den Sinn.

Die “besten“ Individuen der Spezies 08/15-hoch 10-Hundehalter sind diejenigen, die den “Problemhund“ weg geben, sich einen neuen Vierbeiner holen, bis auch dieser wieder “so komisch“ wird. Im Hegau geschieht dies regelmäßig durch niedergelassene Mitglieder von Zigeunerfamilien; die überdrüssig gewordenen Tiere werden schon nicht einmal mehr von den örtlichen Tierheimen angenommen. – Es ist wirklich faszinierend: regional bekannte Personen und Kreise kriegen immer wieder vier Pfoten in die Finger und man kann es weder selbst noch mit Hilfe amtlicher Stellen verhindern.

Doch auch ein durchschnittlicher, gut bürgerlicher Haushalt sollte sich an die Nase fassen: hat es ein Jagdhund wie bspw. der Beagle oder Dackel wirklich verdient, dass sein ganzes Leben daraus besteht, einfach nur sein “süßes Gesichtchen“ in die Menge zu halten?!

Hat ein Treib- und Hütehund wie bspw. der Australian Shepard oder Border Collie nicht vollkommen recht, wenn er sich die Kinder seiner Familie (am Besten gleich die ganze Sippe) zur “Herde“ umfunktioniert, um sein Naturell leben zu können, weil ihm zwischen Sofa, Kinderzimmer, Küche und die alltäglichen Gassigänge sonst nichts geboten wird?!

Und, was hat bitte ein Welpe oder Junghund bei einem bereits betagten, vielleicht auch nicht mehr allzu belastbaren Menschen zu suchen?!

Als Gino (laut DNA-Test ein Mix um zig Ecken aus: Pekinese, Airedale Terrier, Berner Sennenhund, Englische Bulldogge, Lhasa Apso und Shih Tzu) 2007 beschloss, sich bei mir einzunisten, machte ich mir Anfangs – wie Tausend andere auch – keinen besonderen Kopf, ob und was es zu beachten gäbe oder wie sich unser Zusammenleben gestalten sollte.

Ich “hatte ja schon mal” einen Hund und wusste somit “ein bisschen was“ darüber, das würde schon ausreichen (müssen). – Außerdem und überhaupt: ich hatte doch lediglich eine Wette gegen diesen “Tierschutzhund” verloren und hielt nur mein Wort ein. Reicht das nicht? Nein, es reichte in keinster Weise!

Gino machte innerhalb kürzester Zeit, wonach ihm gerade der Terrierkopf stand und brachte nicht nur mich immer wieder bis knapp vor die Weißglut, sondern auch sich mehr als einmal – aufgrund meiner hündischen Inkompetenz! – in höchste Gesundheits- und Lebensgefahr.

Es waren sehr harte, intensive sowie kostspielige Monate des Lernens und Verstehens meinerseits, was ein Hund wirklich ist, wie er tickt, sich mitteilt und man die unterschiedlichen Sprachen (menschisch und hundisch) annähernd auf einen Nenner bringen konnte.

Selbstverständlich fand ich mich nicht nur in meinen Hund, sondern soweit es ging in Alle hinein, wodurch ich mich heute gefestigt genug fühle und mir die “Arroganz” heraus nehme, über einen richtigen oder falschen Platz für einen Hund ziemlich treffsicher zu urteilen. – Natürlich bin auch ich nicht unfehlbar.

Doch aus all solchen Gegebenheiten kann man nur lernen und sich bestmöglich weiter entwickeln, damit in Zukunft vielleicht zumindest ein Großteil der Hunde entsprechend ihres Naturells am wirklich richtigen Platz ankommen.

Und wenn sich jeder (zukünftige) Hundehalter nicht nur selbstkritisch hinterfragt, sondern auch zielstrebig informiert, könn(t)en ebenfalls viele unglückliche Konstellationen vermieden werden.

*in diesem Sinn*
eure Sandra

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