Hinweis: Die aktive Variante nur mit gesunden, körperlich belastbaren Hunden durchziehen! Sobald sich eine Erkrankung (bspw. Herz oder Gelenke) einstellt, das Futterbeutelspiel zuverlässig mit dem Tierarzt abklären und ggf. auf die ruhigere Versteck-Such-Bring-Variante umstellen!
Es gibt 2 “offizielle” Arten von kleinen Beutel für Hundehalter, in die man für Unterwegs Futter füllen kann: da wäre zum Einen der mehr quadratische, am Gürtel bzw. an der Gürtelschlaufe zu befestigende oder sich umzuhängende Leckerchenbeutel, welcher über einen Strick zum Ziehen geöffnet und geschlossen werden kann und den es oft als Gratiszugabe beim Futterkauf gibt.
Das andere Modell (auch Preydummy oder Futterdummy genannt, siehe Bild links) ist länglich, verfügt über einen Reiß- sowie Klettverschluss (je nach Hersteller auch über eine Handschlaufe) und gibt es in verschiedenen Größen sowie Qualitäten.
Wirklich Gute können aus strapazierfähiger, waschbarer Baumwolle sein, sollten aber primär über einen eingenähten, feuchtigkeitsresistenten, druck- und “flugsicheren” Innenbeutel verfügen, sodass auch mal Nassfutter eingefüllt werden kann.
Obwohl ich zu meiner “zweiten Anfängerzeit” ebenfalls einige davon hatte, vergesse ich immer wieder, dass man unter Futterbeutel nicht nur den Dummy, sondern auch den Leckerchenbeutel verstehen und im Gespräch darüber schnell aneinander vorbei geredet werden kann.
Im Vergleich zum Preydummy, für den sich nicht so einfach eine ordentliche Alternative finden lässt, ist der Leckerchenbeutel sehr leicht durch eine Gürtel-, Bauch-, Jacken- oder Hosentasche zu ersetzen. – Außer Futter darin aufzubewahren, um einen Trainingserfolg zu belohnen oder den Hund für mehr “Aufmerksamkeit” zu bestechen, hat er keinen weiteren Nutzen. Soviel zum “fachlichen Hintergrundwissen”.
Gino und Futterbeutel waren bzw. sind zwei Welten, für die es wohl niemals einen gemeinsamen Nenner geben wird.
Den vielseits und gern gegebenen Ratschlag, seinen Hund nur aus dem Beutel zu füttern, somit das Apportiertraining aufzubauen und bei Verweigerung ihn immer wieder hungern zu lassen, war mir bereits nach weniger als 20 Stunden zu blöd: mein Hund muss nicht auf Biegen und Brechen gezielt apportieren lernen, wenn durch Nahrungsentzug seitens des Menschen und / oder konsequente Ignoranz seitens des Hundes der Magen leer läuft und er aufgrund dessen gelben Magenschleim spuckt!
Viiiiiele Monate lagen unsere Futterbeutel (fast schon vergessen) in der Schublade … und dann kam Panda!
Anfangs mehr ein ängstliches, verunsichertes Häufchen Elend, als ein begeisterungsfähiger, lernwilliger Spielechecker, gab Panda nichts “erbeutetes” von selbst frei. Die Prägung seiner Straßenzeit saß tief.
Zusätzlich hatte er eine unglaubliche Kiefernkraft und eine derart entschlossene Kampfesmine, dass man sich stark auf den Ernst der Situation konzentrieren musste, um nicht lauthals loszulachen.
Panda machte auch keinen Unterschied, ob er mit seinen spitzen Zähnen bspw. ein abgestaubtes Ferrero Küsschen “sicherte” oder meine Finger festgeklemmt hielt, nachdem ich es endlich geschafft hatte, ein Stück weit in seinen Maulraum rein zu kommen, um die Schokolade von hinten her aus seinem Maul zu schieben.
Als bekennender (doch nicht blind folgender) Martin Rütter-Fan erinnerte ich mich an eine Hundeprofi-Folge, in der es um ein vergleichbares Problem ging, welches (“klar”) erfolgreich per Futterbeutel gelöst wurde. – Ein Versuch war es wert. Mehr als Scheitern wie mit Gino, konnte nicht passieren.
Ich kramte den kleineren, für Panda größengerechteren Futterbeutel hervor, packte täglich den Großteil von seiner Futterration rein, womit dann Nachmittags, Abends und manchmal auch Nachts nach unserer letzten Runde ca. 15 Minutenweise trainiert wurde. – Nur Morgens, tut mir Sorry Leute, Morgens kann man echt von niemandem (zumindest auf gar keinen Fall von mir!) Futterbeuteltraining erwarten.
Die erste Zeit, ich machte es mir sitzend auf dem Boden bequem, legte ich den Beutel einfach nur neben mich und sowie Panda Interesse daran zeigte, nahm ich ihn und gab dem Zwerg in kleinen Portionen seine Belohnung.
Dies machten wir pro Übungseinheit einige Male, bis er die entsprechende Teilration intus hatte. Er verstand recht schnell, schließlich ging es um Futter!
In den nächsten Stufen lag der Beutel immer ein Stück weiter, aber dennoch gut griffbereit, von mir entfernt.
Sobald sich Panda ihm zuwandte, ließ ich ihn sich erst ein bisschen damit auseinander setzen – er sollte verstehen lernen, dass er ohne fremde (meine) Hilfe nicht weiter kam. Sowie Panda Anstalten machte, alleine an den Inhalt kommen zu wollen, hieß es: Beutel abnehmen, erst verbal, dann per Futter belohnen, Beutel wieder hinlegen, nächste Runde abwarten.
Irgendwann, nach ca. 1,5 Wochen waren wir soweit, dass ich den Beutel durch die Wohnung werfen und das Training mit festen Kommandos unterlegen konnte: “Hol!” wenn er sowieso auf Strecke zum Beutel war; “Bring!” wenn er (zufällig?) wieder in Richtung zu mir unterwegs war und “Gib!” wenn er in unmittelbarer Nähe zu mir stand, damit ich ihn für seine Leistung entsprechend belohnen konnte.
Bei “Gib!” musste ich anfangs noch etwas nachhelfen, indem ich ihm den Beutel aus dem Maul zog. – Das freiwillige Hergeben war scheinbar der schwerste Part von allem für den Kurzen.
Etwa weitere 1,5 Wochen, in denen es Zuhause wie “schon immer so gewesen” lief, wagte ich die Feuertaufe und verlagerte unser Spiel nach Draußen. *Bingo!* Panda war hochkonzentriert, mit Feuereifer und folgsam bei der Sache!
Durch das Apportiertraining mit dem Futterbeutel haben wir es heute auf jeden Fall leichter, Panda etwas unerlaubt Angeeignetes oder ungutes Gefundenes schnell abzunehmen, ohne ständig gegen die Kiefernkraft eines getarnten Bonsai-Pullterriers ankommen zu müssen.
Zwischendurch gibt es auch mal längere Phasen, in denen Panda den Futterbeutel nicht vorgesetzt bekommt, doch wenn Apport angesagt ist, klappt es trotzdem.
Manchmal etwas holprig, bis Panda seinen Speicher abgerufen hat (“Stimmt, da war doch mal was…”), manchmal auf Anhieb wie aus dem Lehrbuch.
*in diesem Sinn*
eure Sandra