Montag, Oktober 14
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Abo-Falle: Produkttester werden wollen

Ich denke, ich erzähle nichts Neues, wenn ich sage, dass es heutzutage mit nur einem Job als Haupteinnahmequelle nicht mehr zwingend getan ist, man aber aus zeitlichen Gründen auch nicht mehr jede bislang klassische Möglichkeit eines Nebenjobs annehmen kann, weshalb es Ergo, keine Weltsensation oder explizite Dummheit von Einzelnen ist, auf gut verpackte, allerdings sehr suspekte Geschäftspraktiken herein zu fallen.

Die Lebenshaltungskosten explodieren, an allen Ecken und Enden ist selbst staatliche Abzocke zu verzeichnen Sprit und Energie steigen in Schwindel sowie Übelkeit erregende Höhen, wenn wundert es da noch wirklich, das sich “findige” Geschäftemacher ebenfalls ihr Stück vom Kuchen abzuholen versuchen.

Der Sumpf der Abzockmanieren in Deutschland – ob von staatlicher, privater oder wirtschaftlicher Seite – ist riesig und beinahe nicht mehr überschaubar, geschweige denn auf den ersten Blick klar erkennbar.

Man selbst nimmt sich immer wieder vor, wachsamer, aufmerksamer zu sein, damit einem dies oder jenes garantiert nicht selbst / auch passiert, aber sind wir ehrlich: schnell und einfach, ohne viel Aufwand etwas dazu zu verdienen … Wer möchte nicht glauben, dass zur Abwechslung auch mal was Wahres dran sein kann?!

Im Mai 2012 reagierte ich auf eine Zeitungsanzeige im wöchentlichen Regionalblatt, über die Interessenten für Produkttests gesucht wurden. – Klingt eigentlich gar nicht blöd: irgendwas testen, seine Meinung dazu abgeben, ein paar €uros dafür bekommen … Einfacher geht’s gar nicht mehr!

Ich mich also mit dem Inserent telefonisch in Verbindung gesetzt, wurde mir im Groben vorab erklärt, um was es ging (siehe Absatz oben), dass jemand von der Firma in den nächsten Tagen in Singen sei und ich vorbei kommen könnte, um in die Datenbank der Testpersonen aufgenommen zu werden. – Ok.

In der ersten Jahreshälfte 2012, war über company-and-more nichts im Internet zu finden, weder Positives noch Negatives, sodass ich mir keine weiteren Gedanken machte.

Treffpunkt war das Nebenzimmer eines Singener Hotel-Restaurants. Eine Frau mittleren Alters, schick geschäftlich gekleidet, empfing uns Interessenten einzeln; auf einem Tisch stand ihr Laptop sowie ein Drucker.

Im persönlichen Gespräch führte Frau W. schließlich näher aus, um was es sich bei dieser Art von Nebenverdienstmöglichkeit handelte:

Sie, resp. company-and-more in München führe nicht nur eine Datenbank über Probanden, sondern hätte auch zu unzähligen Herstellerfirmen in Europa Kontakt, die ihre neuen oder sich in der Erprobungsphase befindlichen Geräte und Produkte, aus verschiedenen Bereichen des alltäglichen Bedarf im Vorfeld von ganz normalen, typischen Verbrauchern testen lassen.

Seine Meinung über das Produkt müsse die Testperson auf einem beiliegenden Fragebogen notieren, diesen an company-and-more oder den Auftraggeber selbst zurück schicken und hierfür bekäme man die jeweilige “Aufwandsentschädigung”.

Bei den Testreihen könne es sich um das Essen eines einfachen Schokoriegels und dessen Geschmacksbewertung, eine Kaffeemaschine auf Funktion und Handhabung, Wasch- und Putzmittel auf Effektivität oder auch um Ausprobieren von höherwertigen Technikgeräte handeln.

Sofern vom Auftraggeber nichts Anderes vorgegeben sei, könne man Testprodukte bis zu einem Wert von € 100,- sogar behalten. Würde dieser Wert überschritten, läge ein Retourschein bei, mit dem der Proband ohne jegliche Kosten das Produkt einfach zurück schickt. – Klang bis hierhin gar nicht schlecht.

Für die Aufnahme in die Datenbank von company-and-more wäre jedoch eine Gebühr, in einem Betrag und im Voraus fällig.Aha, da war also der Haken!

Die Aufnahmegebühr betrage € 204,-, dafür, dass der Interessent für 24 Monate in der Datenbank geführt werde. Nach diesen 24 Monaten ende die Vermittlung von Produkten automatisch.

Nun kam ich schon ins Grübeln. … Wer “mal eben” € 204,- flüssig hat, braucht im Normalfall doch keine Nebenverdienstmöglichkeit, oder liege ich da falsch?!

Ich war knapp davor, wieder zu gehen, als Frau W. mir die “Alternative” nannte: statt die Aufnahmegebühr selbst zu berappen, wäre es bei company-and-more möglich, sich die Gebühr bezahlen zu lassen. Hierfür müsse man lediglich ein Zeitungsabo abschließen.

Durch Abschluss des Abos würde meine Aufnahmegebühr von einer Drittagentur, in Form der Vermittlungsprovision an company-and-more bezahlt und die halbjährlichen Abo-Beträge in Höhe von € 50,70 (zzgl. etwaige Preissteigerungen), hätte ich mit den Honoraren für die Produkttests “schnell wieder rein geholt”.

Im Einzelnen weiß ich heute nicht mehr, welche fünf Optionen aufgezählt wurden, aber u.a. war die Hörzu dabei, welche mir Frau W. auch nahe legte, da diese die Günstige von allen war. Noch dazu solle nach drei Monaten Hörzu-Bezug ein erster Fragebogen über die Zeitschrift selbst kommen, wofür es bereits ein erstes Honorar gäbe.

Ich erklärte Frau W., dass mir diese Praktik doch recht dubios erschien, worauf hin Frau W. meinte, ich müsse es einerseits nicht tun, andererseits könnte ich das Abo aber auch entsprechend rechtzeitig kündigen (wozu sie mir im Sommer 2013 raten würde, um ganz sicher in der Frist zu sein). – Ein geschickter, typischer Verkäufertrick, das “Wollen” des Menschen heraus zu fordern und Unsicherheiten zu nehmen.

Ich gab Frau W. zu verstehen, dass ich zwar an diesen Produkttests und dem damit verbundenen Nebenverdienst interessiert sei, ich aber auch über einen Blog verfügen und mich nicht davor scheuen würde, meine Erfahrungen – in welche Richtung auch immer diese gehen mochten – zu veröffentlichen. Dies schien Frau W. jedoch nicht wirklich zu interessieren, geschweige denn zu imponieren, was mir wiederum das Gefühl gab, company-and-more hätte nichts zu verbergen, weil wider allem Augenschein seriös gearbeitet wurde.

Man kann sich in Sachen Vernunft und Verstand noch so sicher und stabil glauben, 100% Selbstgarantie hat man darauf nicht!

Kurzum: ich ließ meine Daten aufnehmen, unterschrieb die Liefervereinbarung für die Hörzu bei der Werbeagentur Dorschner in 82166 Gräfelfing (bei München) und war auf die erste Testreihe gespannt.

Abschließend hieß es seitens Frau W., dass es etwa sechs Wochen dauern würde, bis man mich für die ersten Testprodukte entweder anriefe oder ich diese direkt zugeschickt bekäme. Um sich auch selbst abzusichern, dass ich meinen Teil der Vereinbarung erfüllte, wollte man abwarten, dass ich dem Abo nicht gleich innerhalb der nächsten zwei Wochen widerspreche und meine erste Zahlung dafür auch tätigte.

Erneut etwas komisch, aber ebenfalls nicht sonderlich aufregenswert, erschien mir die Tatsache, dass ich die Hörzu schließlich von der PVZ (Pressevertriebszentrale GmbH & Co. KG) in 23617 Stockelsdorf erhielt. – Die Liefervereinbarung hatte ich mit einer Werbeagentur in Bayern geschlossen, beliefert wurde ich aus Ostholstein?!? Nicht nur die unendlichen Weiten des Weltalls und Internets, auch so manche Vertriebswege sind wirklich unergründlich. …

Nun, was soll ich sagen … Mai 2012 … Februar 2013 … bis Heute erhielt ich weder einen Hörzu-Fragebogen, noch einen Anruf oder Zusendungen von Testreihen “des ganz normalen Alltagsbedarfs”, das Internet ist mittlerweile voll von Berichten über Firmen, die in Bauernfängermanier Interessenten für Produkttests gegen Honorar suchen und als Alternative zur Selbstbezahlung der Aufnahmegebühr ein Zeitungsabo anbieten.Wenn dies nicht mal eine moderne Form des Drückerkolonnentums darstellt!

Statt wie früher angeblich Vorbestrafte raus zu schicken, die mit der Tätigkeit als fliegende Zeitungsverkäufer “wieder auf die Füße kommen wollen”, werden nun fadenscheinige Nebenjobs mit Honorarversprechungen und gegen Zeitungsabo angeboten… Super Geschäftsidee!

Besonders auffällig und bereits bekannt sind hierbei folgende Unternehmen: company-and-more in München, STA-MA UG mit Sitz in Nürnberg, Bürgermeinung Stadt xy (ein Ableger der STA-MA UG), Home-Test-Company, Prima Data (mittlerweile unbekannt umbenannt).

Die Vereinbarungen aller erwähnten Firmen sind im Textlaut entweder identisch oder ähneln sich bzgl. der Kernaussage sehr stark.

Selbstverständlich ist es für die genannten sowie jede andere Gesellschaft Heute ein Leichtes, ihre Läden sofort dicht zu machen, den Namen abzulegen und unter einem neuen Pseudonym ihr Unwesen weiter zu treiben.

Deshalb mein persönlicher Rat an Alle: Ihr müsst euch wirklich nicht viel merken, aber sobald die Schlagworte Nebenverdienst als Produkttester, Aufnahmegebühr und Zeitungsabo zur Sprache kommen: Wenn ihr als einzige “Ausbeute” des vermeintlichen Nebeneinkommens kein Zeitungsabo haben wollt, steht lieber auf und geht!

Um in Bezug auf die Möchte gern-Nebenjob-Abo-Masche und vielen weiteren Abzockgefahren mehr auf dem Laufenden zu bleiben, sich zu informieren sowie auch warnen zu lassen, empfehle ich euch das Portal verbraucherschutz.de. Dieses Portal ist nicht zu verwechseln oder gleich zu stellen mit den Verbraucherschutzzentralen der einzelnen Bundesländer!

*in diesem Sinn*
eure Sandra

 

Nachtrag, 18.02.13: Natürlich hat der Interessent mal wieder nicht aufgepasst, geschweige denn daran gedacht. Auf meine Mail an company-and-more erhielt ich die Antwort, dass ich den 1. Abbuchungsbeleg für die Hörzu ein Mal zusenden muss, damit ich frei geschaltet werden und Tests erhalten kann. – So wie es in der Vereinbarung auf Seite 2, im 3. Absatz von unten, steht.

Ich habe die Stelle meines Kontoauszugs sowie meinen Personalausweis beidseitig gleich eingescannt und per Mail zurück geschickt, nun soll ich in den nächsten Tagen wohl den Testbogen für die Hörzu bekommen.

Na, ich bin mal gespannt, wie sich das nun wirklich entwickelt. Sollte es positiv weiter gehen, sprich: ich wirklich Testreihen zugeschickt bekommen und damit ein bißchen was nebenher verdienen, werde ich es euch natürlich wissen lassen.

Nachtrag, 12.04.13: Ja, also … den Testbogen erhielt ich tatsächlich wenige Tage später zugeschickt, füllte ihn sofort aus und sendete ihn umgehend retour – das war am 21.02. und das “Honorar” in Höhe von € 10,- ging immer noch nicht bei mir ein. Ob es daran liegt, dass mein Urteil über die Hörzu nicht so positiv ausgefallen ist, wie erwartet oder erhofft?

Auch auf meine Nachfrage per Mail erhielt ich bislang keine Antwort und weitere Angebote für (angebliche) Produkttests lassen ebenfalls auf sich warten.

Ne Leute, ehrlich: Finger weg! Braucht ihr einen Nebenjob, dann sucht euch was Bodenständiges, Klassisches, dann wisst ihr wenigstens woran ihr seid und was ihr tatsächlich erwarten könnt!

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