Montag, Oktober 14
Shadow

Kostenfalle elektronische Heizkostenzähler

Als ich vor einigen Wochen meine Nebenkostenabrechnung 2012 erhielt, musste ich kurz und heftig schlucken und meinte, vom Glauben abzufallen: Mein 1-Personen-Tier-Haushalt soll allein über € 1.600,- für Heizung und Warmwasser verbraten haben?!

Addiert mit den anderen Wohnnebenkosten, abzüglich der bereits geleisteten Nebenkosten per Mietzahlung, sollte eine Nachzahlung von knapp € 800,- übrig bleiben! Wie bitte??

Anfangs war ich versucht, diesem Hammer nicht zu widersprechen, da mir mein Vermieter in der Vergangenheit auf sehr kulante Weise geholfen hat, so manches Tief erfolgreich und seinerseits stressfrei zu überwinden. Zudem beherrschten steigende Rohölpreise, explodierende Wohnnebenkosten und die zu erwartende Kostensteigerung durch die „ach so notwendige“ Energiewende seit Monaten die Medien, sodass ich eigentlich „froh“ sein konnte, dass es mich nicht noch schlimmer erwischt hatte. … Hey, Sandra, so naiv kannst du doch gar nicht sein! Wach auf, Alte!!

Als ich mich schließlich mit meinen ehemaligen Nachbarn (eine 3-köpfige Familie) unterhielt, die im angegebenen Abrechnungszeitraum gerade mal noch zwei Monate hier im Haus wohnten und beinahe den gleichen Betrag nachzuzahlen hätten, wurde ich sehr hellhörig.

Ich nahm mir die Abrechnungen der letzten Jahre vor und siehe da, Frechheit Nr. 1:

Entgegen der Heizkostenverordnung und während die Ableser der Stadtwerke Engen ab etwa Mitte Oktober unterwegs sind oder sich die Werte mit Stichtag 31.12. von den Kunden übermitteln lassen, lagen die Ablesezeiträume durch die, für unsere Liegenschaft dafür beauftragte Firma Techem Energy Services GmbH, Region Südwest konstant außerhalb eines Jahres:

Abrechnungszeitraum 2009 – Ablesung / Abrechnung erstellt am 23.02.2010
Abrechnungszeitraum 2010 – Ablesung / Abrechnung erstellt am 20.04.2011
Abrechnungszeitraum 2011 – Ablesung / Abrechnung erstellt am 19.03.2012
Abrechnungszeitraum 2012 – Ablesung / Abrechnung erstellt am 05.06.2013

Auf Hinweis meines zu Rate gezogenen Anwalts, legte ich ein zusätzliches Augenmerk auf die Wasseruhren und tatsächlich, Frechheit Nr. 2:

Wir hatten Mitte Oktober 2013 und auf der Warmwasseruhr stand geeicht bis 2012! – Erst zu Ende Oktober (am 23.) wurde ein Termin zum Austausch der „verfallenen“ Wasseruhren angekündigt.

Nun war ich natürlich komplett auf den Plan gebracht und betrachtete mir diese kleinen Geräte an den Heizkörpern genauer und was soll ich sagen … Frechheit Nr. 3 ließ nicht lange auf sich warten!

Obwohl alle Heizungen zu diesem Zeitpunkt noch aus waren – Zwei funktionierten zudem bereits zu meinem Einzug im November 2008 nicht und ich benötig(t)e sie auch nicht – stiegen die Werte im LCD-Display!

Des weiteren stellte sich heraus, dass die Steigleitungen bei allen Heizkörpern warm bis heiß waren.

Diese Beobachtungen teilte ich meinem Vermieter mit und wir verblieben, dass ich die Zählerstände ab sofort protokollierte. …

Auf Nachfrage zur Funktionsweise dieser elektronischen Heizkostenverteiler erhielt ich von Techem eine Kundeninformation und ich muss schon sagen, besonders dieser Satz ist in der heutigen Zeit, in der man sich vor Steuerlast, behördlicher Abzocke sowie Preissteigerungen in nahezu jedem Bedarfsbereich kaum noch retten und / oder erwehren kann, blanker Hohn:

Zitat: Unterschiede zwischen gewollter und nicht gewollter Wärme können sie nicht machen!

Beachten Sie dabei aber bitte, dass die Kosten dabei nicht sehr hoch sind, denn eine Einheit kostet nur wenige Cent. Zitatende.

die Kosten sind dabei nicht sehr hocheine Einheit kostet nur wenige Cent … Mhm, kann ich klar und deutlich erkennen, wenn ich mir meine Nebenkostenabrechnung ansehe!

Unser Haus ist ein altes, entkerntes Bauernhaus, in das sechs nahezu baugleiche Wohnungen eingebaut wurden. Wir haben verhältnismäßig tiefe Fensterbänke, unterhalb derer sich direkt die Heizkörper befinden und wodurch direkte Sonneneinstrahlung kein Grund sein kann, dass sich diese Heizkostenzähler erwärmen und anfangen zu zählen. …

ABER: Unsere Ölheizungsanlage im Keller speist ja nicht nur die Heizungen selbst, sondern auch das Warmwasser! Ergo: Die Anlage läuft das ganze Jahr über, wodurch die Steigleitungen durchweg warm bis heiß sind – voraus gesetzt, die Hausverwaltung „vergisst“ nicht, den Tank auffüllen zu lassen. …

Kommen wir somit zu meinem, nun gut vier Wochen geführten Heizkostenverteiler-Protokoll und nehmen uns zur Verdeutlichung der „eingebauten Abzocke“ die drei von sechs Heizungen vor, die – ich schwöre es an Eides statt!! – zum einen nicht an waren („Zimmer 1“), zum anderen ohnehin nicht funktionieren (Küche & Bad).

Stand der Zähler am Sonntag, den 27.10.13 um 9h20:

Zimmer 1 : 392 , Küche : 270 , Bad : 334 .

Stand der Zähler, heute am Samstag, den 30.11.13 um 10h55:

Zimmer 1 : 438 , Küche : 321 , Bad : 398 .

Hieraus ergeben sich, allein für die vergangenen vier Wochen und drei Tage!, folgende Differenzen – weder gewollt, noch selbst verursacht! :

Zimmer 1 : 46 Einheiten , Küche : 51 Einheiten , Bad : 64 Einheiten .

Diesen Fakt das Jahr über hoch gerechnet (zuzüglich drei weitere, etwa 2/3 des Jahres ausgeschaltete Heizkörper) kommt schon gut was zusammen, da kann von „niedrigen Kosten“ und „nur wenige Cent pro Einheit“ wirklich keine Rede mehr sein!!

Besonders bezeichnend empfand ich die Tatsache, dass über zwei Tage (22./23.11.) keiner der Zähler stieg, da die Heizanlage – mal wieder – ausgefallen war und wir lausigster Kälte ausgesetzt waren! Na, also, geht doch!!

Ebenso dreist ist die Tatsache, dass die Nebenkostenabrechnung 2012 – wie oben bereits erwähnt – Anfang Juni 2013 „erstellt“ wurde, die Ablesewerte aber auf 31.12.12 (Heizkostenverteiler) bzw. 04.01.13 (Wasseruhren) datiert sind und die Gerätenummern der Heizungsverteiler nicht mit denen identisch sind, die sich am Zähler selbst, ein kleines „n“ davor gestellt, zeigen. *??!*

=> Die abgelesenen Werte können im Nachhinein keinem Gerät explizit zugeordnet werden!

Da mein Anwalt nach Durchsicht der ihm vorgelegten Unterlagen keine Auffälligkeiten vom System her erkennen konnte – wie auch, die Abzocke ist ja schließlich in den Geräten selbst verbaut!! –, wandte ich mich Anfang November an die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Eine Beratung kostet dort nur € 5,-, kann aber je nach Menge der Anfragen bis zu sechs Wochen dauern, dass man etwas zurück bekommt. – Ich befinde mich also noch in der Wartezeit, werde aber sofort Bericht erstatten, sobald ich eine Rückmeldung erhalte. ;o)

Zum Glück habe ich einen sehr humanen Vermieter, der ebenfalls am korrekten Berechnungsablauf interessiert ist. Mit ihm vereinbarte ich eine Teilabschlag der Nebenkostenabrechnung und dann mal sehen, ob und wie sich der Rest, nach Meldung der Verbraucherzentrale und basierend auf meiner Protokollierung gestaltet oder auch nicht…

Also, liebe Leute, seid wachsam und nehmt nicht einfach Alles, was man euch in Bezug auf steigende Miet- und Energiekosten erzählen will für Gegeben hin, sondern hakt nach!

Wir unterliegen vor allem in Deutschland der größten Steuerlast Europas und zahlen bereits zusätzlich viel Geld für überhaupt Nichts (denkt unter anderem an die Sektsteuer für die schon lang nicht mehr existente kaiserliche Marineflotte, die willkürliche Besteuerung von Hundehaltern ohne jeden Anspruch auf Gegenleistung, Gelder die in andere Länder fließen und jetzt schon garantiert ist, dass sie nicht mehr zurück gezahlt werden sowie die neue Zwangsabgabe der ehemaligen GEZ, egal ob man ein Gerät besitzt oder nicht…), da müssen wir uns wirklich nicht mehr immer Alles bieten lassen!!

*in diesem Sinn*
eure Sandra

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert