Montag, Januar 13
Shadow

Hot Spots am Hund (Hautentzündung)

Man kann nicht nur alt werden wie eine Kuh, um immer noch dazu zu lernen, sondern auch so viele und so lange Hunde halten, wie man möchte: vor irgendeine neue Herausforderung wird man irgendwann immer gestellt.

Bei Gino und mir heißt nach knapp sechsjährigem Zusammenleben die neue Aufgabe Hot Spot, die sich wortwörtlich über Nacht entwickelt hatte.

Zuerst fiel mir Samstag Morgen, nach dem Aufstehen und Fertig machen zum Gassi, nur ein Loch in Ginos Fell und blanke Haut auf. Auf der Haut befand ich so etwas wie ein ganz leichter Film.

Anfangs dachte ich mir nicht viel dabei, da es Gino selbst nicht großartig zu stören schien, außer dass er ab und zu kurz daran knabberte oder leckte, ansonsten verhielt er sich völlig normal: er verweigerte keine Bewegung, sprang munter über Felder und Wiesen und wirkte auch sonst gut drauf.

Meine Tierklinik hat zwar Samstag und Sonntag jeweils 2 Stunden geöffnet, primär allerdings für akute Notfälle, sodass ich mich nur telefonisch erkundigte, ob und was ich tun sollte.

Von einer vorherigen Behandlung noch Braunol, ein Antiseptikum, zuhause habend, strich ich hinterher eine dünne Schicht Bepanthen Wund- und Heilsalbe darauf. – Für Gino augenscheinlich kein Problem, außer dass er beim Betupfen mit Braunol und Finger um die Wunde legen, um die Haare weg zu halten, ein wenig zuckte.

Ihm einen Kragen umzulegen, befand ich erst mal als nicht notwendig, ich hatte ihn ja weitestgehend unter Sichtkontrolle.

24 Stunden später hatte sich an der Wunde noch nichts nennenswertes getan – wie auch, Gino verstand es ganz geschickt, die wenigen unbeobachteten Momente und wohl vor allem die Nacht zu nutzen, um sich „selbst zu behandeln“… – sodass ich erneut in der Klinik anrief.

Wir bekamen für Montag Nachmittag einen Termin, bis dahin sollte ich mindestens mit Braunol weitermachen.

Immer noch unwissend, womit wir es diesmal zu tun hatten, entschied ich mich nun doch dazu, Gino seinen “heißgeliebten” Kragen umzulegen, wodurch ich mir – natürlich – entsprechend missmutige Blicke und ein Leidenspiel einhandelte: Gino konnte keinen Weg mehr durch die Wohnung zurück legen, ohne nicht irgendwo anzuecken, also blieb er erst mal immer wie angewurzelt stehen und wartete darauf, dass ich die ganzen, wie Pilze aus dem Boden geschossenen Barrieren entfernte.

Weder an Fressen aus dem Futter-, noch an Trinken aus dem Wassernapf war zu denken! Der arme, arme Hund.

Sonntag Abend trafen wir uns mit einer Freundin und deren Hunden zum Laufen, wobei auch hier nichts Auffälliges bei Gino zu erkennen war. Während des Laufens und um die anderen Hunde nicht unnötig zu verunsichern, ggf. Gino zum Prügelknabe zu machen, ließ ich den Kragen solange weg.

Meine Freundin meinte, es handle sich hierbei um ein Leckekzem, wofür sie mir eine cortisonhaltige Salbe geben könnte, hiervon trug ich eine dünne Schicht auf.

Zwar aufgefallen, aber nicht dazu gehörend denkend, fand ich vereinzelt kleine Krustenstellen um die große Wunde herum verteilt.

Ginos Hautveränderung hatte in etwa die Größe eines 50-Cent-Stücks und blieb über das Wochenende hin unverändert.

Von unserem Doc erfuhr ich am nächsten Tag, dass es sich bei Ginos Wunde um einen sog. Hot Spot handelt, deren individuelle Ursachen bis heute gänzlich unbekannt und auch nur extrem schwer zu erforschen sind. Nimmt man eine Probe, findet man zahlreiche Anzeichen von Allergenen und einer Infektion zugleich.

Erkennbar sind Hot Spots zudem am honigähnlichen Schmierfilm, sofern er vom Hund nicht (immer wieder) abgeschleckt wird.

Begünstigt wird die Entwicklung eines Hot Spots in Größe und Wundgrad durch Lecken, Nagen oder Knabbern des Hundes an der betreffenden Stelle und wie gesagt: er kann sich über Nacht entwickeln.

Das Einzige, das ganz sicher ist: Hot Spot-Stellen sind extrem schmerzhaft und je größer, desto heftiger, weshalb man bereits bei der ersten Auffälligkeit zum Tierarzt gehen sollte.

Auf gar keinen Fall nur selbst Hand anlegen und versuchen, Hot Spots mit „Gemüsemedizin“ (sprich: Homöopathie) zu behandeln! – Unterstützend: Ja, als Alleintherapie: Nein.

Auch Salben, egal welcher Art, empfehlen sich zur eigenmächtigen Behandlung von Hot Spots nicht.

Unser Doc erklärte mir, dass wenn einmal ein Hot Spot aufgetreten sei, es einen oder mehrere Weitere geben wird. Nur wann, wodurch und an welcher Stelle am Hund ist völlig unklar. Klar ist: an einer Stelle, an der bereits ein Hot Spot abgeheilt ist, entsteht aufgrund der massiven Hautschädigung keiner mehr. – Na, das macht ja Mut.

Da Ginos Wundstelle sehr empfindlich und davon auszugehen war, dass selbst er – das gutmütigste Schaf im Hundepelz – ausrastet, wenn man jetzt Hand anlegen würde, um bspw. die Haare aus der Wunde und drum herum zu entfernen, bekam er zwei Spritzen gegen die Entzündung sowie gegen die Schmerzen.

Als knapp 3-wöchige Begleittherapie zum weiteren Abtupfen mit Braunol, erhielt ich Cortisontabletten.

Die Haare um den Spot sollte ich am nächsten Tag, wenn die Spritzen voll wirkten, mit einem Schergerät oder einer Schere entfernen. – Ich gestehe: bis zum nächsten Tag wollte / konnte ich nicht warten.

Im Vertrauen auf meinen händelbaren Hund sowie meiner ruhigen Art, setzte ich mich mit einer Hand voll Lachskekse und kleiner Fellschere ausgerüstet – als sei alles (mal wieder) ein Spiel, wenn auch ein Blödes –, am späten Abend zu Gino auf den Boden und quittierte jede Aktion, die ich unternahm und er sich gefallen ließ, mit einem Stück Lachskeks.

Ginos Spot nach 2 Tagen Behandlung mit Braunol und Cortisontabletten. Die Wunde verkrustet und heilt sichtbar ab.

Wurde Gino skeptisch, unterbrach ich mein Tun, wartete auf den Normalzustand – gleich Lachskeks hinterher! – und weiter ging’s.

Es dauerte zwar gut eine Stunde, bis ich die Wundstelle großzügig frei geschnitten und die restlichen, teils stark verklebten Haare aus der Wunde selbst draußen hatte, aber Gino schien zu keinem Zeitpunkt extrem gestresst, eher massiv genervt.

Zeit, Geduld sowie ein ruhiges, freundlich-bestimmtes Auftreten, sind im Umgang mit (s)einem Hund das A und O!

Kragentechnisch fanden wir ebenfalls einen brauchbaren Kompromiss: bin ich außer Haus und über Nacht, lässt Gino ihn über sich ergehen und kann damit sogar wieder aus dem Napf oder einem extra aufgestellten, kleinen Joghurteimer trinken! Mittlerweile hat er zudem begriffen: beweg ich meine Schnauze auch nur Richtung Wunde, kommt das eklige Ding! … Doch sobald ich daheim oder wach bin, darf er “nackt” rumlaufen.

Und, keine Panik Leute: Von Hot Spots geht keine Ansteckungsgefahr aus!

Für weitere Informationen zu dieser Form der oberflächlichen Hautentzündung, bitte Hier klicken.

*in diesem Sinn*
eure Sandra

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