Ich würde lügen, würde ich behaupten, kein bißchen Schadenfreude empfunden zu haben, als ich vom ersten „recht“mäßigen Gerichtsbeschluss zur Pferdesteuer Kenntnis nahm. Da ich allerdings weder ein Politiker, noch ein politisch Korrekter und schon gar kein Gutmensch bin, bleibt mir wieder mal nichts anderes übrig, für meine mehr oder weniger berühmt-berüchtigte Gradlinigkeit einzustehen.
Obwohl ich mit Pferden seit einem (leichten) Reitunfall in den 90ern keinerlei Verträge mehr habe, war ich mir vor über zwei Jahren nicht zu schade, mich sofort nach Aufruf zur Solidarität im Widerstand gegen die Pferdesteuer mit gerade zu machen:
Ich publizierte einen entsprechenden Blogeintrag, für den ich zahlreiche Pferdefotos zur Verfügung gestellt bekam, die ich zu Themenbilder bearbeitete und nahm auch an der Foto-Lichterkette Hand in Hand gegen die Pferdesteuer (und für die Abschaffung der Hundesteuer) teil. – MICH braucht man in der Regel nicht lange bitten und betteln, sich gegen Abzocke jedweder Art zu formieren… MICH nicht!
Ebenso wenig habe ich ein Problem damit, den „Wasserträger“ zu machen, sofern >vorne< zuverlässige Kräfte wirken, denen man gern den Rücken frei hält und das Wasser zum sich erfrischen reicht um weiter kämpfen zu können, statt es ihnen lieber ins Gesicht schütten zu wollen. – Keine funktionierende Backline => kein Erfolg an der Spitze einer Bewegung… Ganz einfach!
Nun, nachdem ich kleines, nicht-pferdeambitioniertes Licht also meine bescheidenen Möglichkeiten soweit ausgeschöpft und zur Verfügung gestellt hatte und im Anschluss darum bat zeitgleich auch mit gegen Hundesteuer aktiv zu sein, schlug -nicht nur- mir im realen wie auch virtuellen Leben seitens der Pferde-Besitzer (mit sowie ohne Hund) eine Arroganz und Selbstgefälligkeit entgegen, die man so nicht wirklich für möglich gehalten hätte, wodurch das Klischee des selbstherrlichen Pferdemensch‘ mehr als bedient wurde und auch ich zumindest in dieser Beziehung zu einem Geht mich dann doch nix an! wurde.
Ok, vielleicht durfte man auch nicht vergessen: Als einzige Tierhalter und innerhalb der gesamten Menschheitsgeschichte überhaupt, befand sich diese doch recht besondere Spezies, die so genannte Königsklasse unter den Tierhaltern -noch dazu plötzlich– wegen der geplanten (Wieder)Steuereinführung in einer Extremsituation, da konnte nicht auch noch „niederes Fremdes“ berücksichtigt werden!
Fremdes? Ähm, hab ich irgendwas verpasst? Haben viele Pferdebesitzer nicht auch mindestens einen Hund?!? Oder war das auf einem anderem Planeten? – Bitte, klärt mich auf!!
Was das „Niedere“ angeht, darüber gibt ein Blick in den zwar annehmbar gedachten, doch (bewusst?) nicht zwingend gut recherchierten Informationsflyer Antwort: Unter den Pferdebesitzern scheinen Auch-Hundehalter im Rahmen des Protests gegen die Pferdesteuer nicht nennenswert ins Gewicht zu fallen.
Keine Ahnung, wie viele Auch-Hundehalter es unter den Pferdlern gibt, doch wer als relativ unbeteiligter Dritter vom Rand aus beobachtet, kommt – so erging es real wie virtuell zumindest mir – zu folgenden Erkenntnissen:
Keine andere Tierhalterschaft kann sich in Bezug auf Zusammenhalt eine derart auslegbare Selektivität erlauben, wie Pferd-und-Hund-Besitzer.
Etwas zu verhindern versuchen, das es schon lange nicht mehr gab ist das eine; sich als versammelte Mannschaft gegen etwas zu stellen, dass seit mehreren Hundert Jahren Willkür-Bestand hat, verlangt dagegen schon deutlich mehr „Cojones“ und Rückgrat, ohne ständig diskutieren und / oder erklären zu müssen!
Pferdemenschen unterscheiden sich im Grunde genommen mit keinem Wimpernschlag von anderen „feinen Gesellschaften“, da auch sie sich nicht davor scheuen (vor allem wenn es der eigentlichen Sache sehr dienlich ist) einen bestimmten Teil von „ihresgleichen“ ans Messer zu liefern, mindestens jedoch ordentlich gegen die Wand laufen zu lassen.
Dass eine Krähe der anderen sprichwörtlich kein Auge aushackt, trifft nach meinen bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen („aus der hinteren Reihe“ versteht sich) sogar unter den Pferdemenschen nicht zu.
Ich zitiere aus dem „konstruktiv-sachlich“ erstellten Flyer für ein respektvolles Mit- und Füreinander gegen die Pferdesteuer:
Nr. 1:
Für Hunde wird bezahlt, dann sollen Pferdebesitzer auch zahlen!
Contra: Die Hundesteuer wurde vor über 200 Jahren eingeführt und verfolgt neben dem Einnahmezweck den ordnungspolitischen Zweck (Verschmutzung, Gefährdung, Lärmbelästigung in den Städten und Dörfern), die Zahl der Hunde im Gemeindegebiet zu begrenzen (Lenkungssteuer). […]
Richtig (und fair!) wäre: Nicht nur die Hunde-, auch die Pferdesteuer wurde vor mehr als 200 Jahren eingeführt!
Ebenso galten damals Katzen, Stubenvögel, diverse Musikinstrumente, Dienstboten, Fuhrwerke und einiges mehr als Luxusgüter; je nachdem was sich die jeweiligen Politobrigkeiten einfallen ließen, um sich im Rahmen ihrer „Macht“ am schwer erarbeiteten, hart ersparten sowie sicher oft auch mühsam aufgebauten, gepflegten Eigentum ihres Volkes auf einfachste Art und Weise selbst zu bereichern. – Kommt uns das selbst im 21. Jahrhundert nicht auch verdammt bekannt vor?!
Im Gegensatz zu den Hundehaltern hatten es die Pferdler einfach nur gut erwischt, dass ausgerechnet auch die Extrasteuer auf „ihre“ Tierart irgendwann Anfang des 20. Jahrhunderts abgeschafft wurde. – Allein im Handwörterbuch der Staatswissenschaften von 1925 werden neben Hunden auch Pferde noch als besteuerbare Luxustiere deklariert!
Nr. 2:
Pferde machen mehr Dreck (Äppelhaufen) als Hunde!
Contra: Hundekot gilt als gesundheitsgefährdend, Pferdemist ist wertvoller Dünger. […]
Richtig (und fair!) wäre: Um den Dreck an sich geht es doch gar nicht!
Die Behauptung, Hundekot sei gesundheitsgefährdend und deshalb müsste die Kanidenpopulation so gut es geht in Grenzen gehalten werden, ist nicht nur das älteste, sondern vor allem das dümmste sowie hetzerisch bewährteste und papageienhaft am leichtesten nachgeplapperte Alibiargument, das es zum Thema überhaupt gibt!
Dass sich dessen Verwendung nun auch die Equiden-Möchtegern-Elite bedient: Ohne Worte.
Hätten sich die Ersteller dieses Informationsflyer auch nur noch um eine Ecke mehr bemüht, so wären sie – mit Garantie! – unter anderem auf die Risikobewertung Rinderaborte durch Neospora caninum1 vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Wusterhausen gestoßen.
Aus deren Seite 26 und 27 ganz klar hervorgeht, dass – basierend auf einem worst-case Szenario – erst ab einem regelmäßigen (dass heißt wöchentlich am häufigsten 2 mal, jedoch mindestens einmal und höchstens fünfmal) Aufenthalt von mindestens 87 Hunden während der Weidesaison auf einem Grünlandareal (Weide, Mähweide) ein geringes Abortrisiko besteht.
Auf Deutsch: mindestens 87 durchweg gebarfte (roh gefütterte) Hunde müssen über einen bestimmten Zeitraum regelmäßig auf einer bestimmten Fläche ihre Haufen hinterlassen, um auch nur den Hauch einer Gefährdung von Totgeburten bei Nutzvieh möglicherweise darzustellen. (Die Sache mit den rohgefütterten Kaniden kommt an anderer Stelle der Risikobewertung zur Sprache. – Einfach mal ganz lesen!)
Wer seinen Hund barft, weiß um den Fakt, dass selbst 87 Meerschweinchen mitunter mehr aus ihren Därmen gepresst bekommen, als tiergerecht ernährten Fleischfressern allein gedanklich möglich ist. Es dürfte demnach extrem schwer werden, mit mindestens 87 gebarften Hunden – bla bla bla siehe oben – für ausreichend „Abortgefahr“ bei Nutzvieh zu sorgen.
Aus einer weiteren Quelle mit Praxiserfahrung wird verdeutlicht, dass weder Hunde- noch Wildtierkot dafür verantwortlich ist, wenn Nutztiere verkalben bzw. über Jahre hin keine Jungtiere gebären. Neben diversen Krankheiten durch Vorbelastung, mangelhafte Versorgung, Impfnachlässigkeit usw. stört auch ein besonderer Stoff im Jakobskraut diesen Naturzyklus. Und last but not least: auch eine ihrerzeit von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Forschungsarbeit Ende der 1990er2 sagt aus, dass Hundekot keine Gefahr für die Gesundheit darstellt!
Damit dürfte / sollte dieses zwar immer wiederkehrende, doch sehr armselige Möchtegern-Argument ein für alle Mal der Vergangenheit angehören?! – Leute, bitte: erst sich richtig und tiefgehend informieren, dann (wenn überhaupt) die Backen aufmachen!
Es mag eklig sein, wenn er am Schuh klebt und auch für Kleinkinder ist er nicht gerade erste Wahl, um deren geschmackliche Erkundungstour zu bereichern, dennoch ist Hundekot nicht mehr oder weniger gefährlich als die Ausscheidungen anderer Tierarten!
Es liest sich halt – auch – für die „gehobenere“ Pferdewelt um so viel besser und „einleuchtender“, möchte man die befreundeten Auch-Hundehalter nicht offensichtlich (sondern zeitgemäß diplomatisch) der Finanzpolitmafia als Bauernopfer zum Fraß vorwerfen. Und wenn es ohnehin schon in den Köpfen der Nation seit Jahrzehnten herumspukt … Warum dann nicht auch für diese Zwecke nutzen?! Ob das wirklich von einer so viel höheren Sozialkompetenz der Pferde-Menschen zeugt, als von Tierhaltern, die für die Versorgung ihrer Tiere nicht zwingend auf Dritte angewiesen sind und deshalb auch nicht notwendigerweise „besser“ die Klappe halten (müssen)?
Na, ich weiß ja nicht so recht…
Nach dem im Dezember veröffentlichten Beschluss‘3 des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes darf man jetzt sehr gespannt sein, ob und was sich in welchem Umfang innerhalb der Equidenwelt tut, denn soweit ich diese Angelegenheit als Pferde(steuer)-Dummling überreiße : Gilt diese „Rechtmäßigkeit“ nun auf alles Getier, das nach Pferd aussieht oder nur ab einer bestimmten Größe?
Auch im Rahmen der Hundesteuer wird nicht großartig unterschieden: Was annähernd nach Hund aussieht, sich nach Hund anhört, treudoof wie ein Hund gucken kann, einem in Freundschaftsmanier übers Gesicht leckt, dessen anderes Ende ständig am Wackeln ist und ggf. an der Leine geführt wird, ist aufwandsteuerpflichtig – Aus, Ende, Basta!
Berichten von WGH’lern zufolge wurde ein Mann in NRW zum Vorzeigen der Steuermarke angehalten, weil dieser sein Tier – eine schlichtweg leinengewöhnte Katze! – ausführte und der Behördling es erst mal so gar nicht verstehen, geschweige denn einsehen wollte, dass sich dieses Leinentier ohne Steuermarke im öffentlichen Raum bewegen durfte.
Auch wenn im Rahmen dieser aktuellsten „Rechtsprechung“ in Hessen mal wieder Vieles unklar gelassen (Pferd ist nicht gleich Pferd, da gibt es Stockmaße und einiges mehr zu beachten) und wieder zig Schlupflöcher eingebaut wurden, zumindest in einem ist die Ansage des Beschlusses mehr als eindeutig: Mal wieder haben nur die kleinen Privaten die Platin-Arschkarte zugeschoben bekommen!
Wie sonst ist es zu erklären, dass – *oh wunder* – die Kommerz-Haie, die Formel 1-Ställe, die Top-Lobbyisten unter den Tierhaltern, schön außen vor bleiben?! Ebenso die Körperschaften, organisierte „Retter“ geschundener Tiere, die unter dem Deckmantel der Vereine Privattiere als nicht mehr vermittelbar ausgeben (können), um damit – wie auch im Bereich der gut organisierten Hundesteuerflüchtlinge – der Abzocke sehr gekonnt und völlig legal zu entgehen.
Vergleichbares dürfen sich auch Pferdepensionsbetreiber einfallen lassen: Einstellvertrag mit einem besonders kulanten Freundschafts-Unterstellmietpreis fingieren und fertig ist das (eigene) Dauerpensionspferd!
Ja, ich weiß: mein messerscharfer, weitreichender Verstand ist in viele Richtungen Segen und Fluch zugleich.
Doch nun zurück zur rechtlich möglichen Willkürsteuer auf private Pferde- UND Hundehaltung:
Wird man nun eine Klage gegen die Pferdesteuer bis zum Europäischen Gerichtshof erwarten können und / oder wird nun endlich allgemein erkannt, dass alles Übel in Bezug auf Tierbesteuerung jedweder Art und Weise mit der Hundesteuer steht oder fällt?!
Oder werden nun eher nur wieder unzählige Onlinepetitionen ins Leben gerufen, deren Ende bereits beim Absenden, aufgrund des politischen Aussitzfleisches vorprogrammiert sind, statt aus ALLEN Richtungen, mit ALLEN Mitteln zusammen zu kämpfen?!
Leute, wacht doch endlich mal auf und bleibt auch wach!
Alles Ignorieren und verächtlich-mitleidiges Belächeln der Hundesteuerbetroffenen seitens der Equiden-Elite hat nichts geholfen: die Steuerraffgier verantwortungsloser Geldverschwender kennt zumindest gegenüber dem einfachen Fußvolk immer weniger Grenzen.
Egal ob gepunktete Hunde, karierte Pferde, lila-getupfte Katzen, blaßgrau-gelbe Mäuse, neon-orange blinkende Vögel oder welche Tierart auch immer:
Spätestens jetzt sollte jedem vorgegebenen Tierfreund und Tierbesitzer ein riesengroßes, greller als grell leuchtendes Licht aufgehen, welchen Stellenwert einheimische Minderheiten in diesem Land wirklich haben – dafür braucht es wirklich keinen Fingerzeig in Richtung Migranten oder Flüchtlinge.
*Grünspan und Entendreck!* … *Verdammt noch eins!* … Zeigt mit Euren Fingern auf Euch selbst und macht Euch endlich unabhängig von der von Euch gehaltenen Haustierart gegen staatliche Steuerfindungswillkür gerade, auch wenn ihr „nur“ Tierfreunde ohne tierischen Begleiter seid!
Helft mit einer kleinen Spende für jeden Einzelnen die neue Klage gegen die Hundesteuer in Deutschland auf den Weg zu bringen und zugleich der Willkür auf private Pferdehaltung Einhalt zu gebieten!!
Wie jemand darüber denkt sowie sich im Allgemeinen dagegen einsetzt der Hund UND Pferd hat, lest Ihr im Blog von Annett in Niedersachsen, eine sehr engagierte Mitstreiterin gegen die Hundesteuer.
Annett muss man nicht lange bitten und betteln, sich gegen Abzocke mit gerade zu machen – AUCH Annett nicht…
*in diesem Sinn*
eure Sandra
P.S.: Und es ist mir immer noch ein Rätsel, warum einzig und allein Hunde- und / oder Pferdehaltung einen „Aufwand“ über den üblichen Lebensbedarf hinaus darstellen sollen, sonstige Freizeitgestaltungen, Hobbys oder nicht organisierter Einzelsport dagegen nicht? Das soll mir so ein Politi doch mal bitte erklären. Was allein mit einer Ball-Steuer4 zum Verschleudern reingeholt werden könnte…
1Rinderaborte durch Neospora caninum: risikobewertung_hundkot-rinderaborte
2Forschungsarbeit Ende der 1990er²: forschungsprojekt_hundekot
3Beschluss Hessischer Verwaltungsgerichtshof: vgh_hessen_pferdesteuer-zulaessig
4Wie wäre es denn mit einer Ball-Steuer?!: ballsteuer