Freitag, April 26
Shadow

Günther Bloch

“Who the fuck is Günther Bloch?” fragte ich mich vor vielen Monaten, als es darum ging, mir weiteres “Lernmaterial” bzgl. Hundesprache und –verhalten zuzulegen.

Bei der Fülle, man kann es eigentlich schon als Schwemme an Literatur zum Thema bezeichnen, ist es ohnehin schwer genug, das Richtige zu finden und nicht selten stellt sich die Auswahl als Griff ins Klo heraus, das Geld, oft viel Geld, runter gespült.

Geb-Mann ist schon lange nicht mehr, Nijboer und Lind eigenen sich m.M.n. mehr für Gute Nacht-Geschichten oder als Vortänzer für die “perfekte”, körperliche Kommunikation mit Hunden; Grewe, ok, für das nordisch leicht unterkühlt wirkende Auftreten kann er auch mal zynisch-amüsant sein, wenn es darum geht, gewissen Typen Mensch einen mahnenden bzw. warnenden Spiegel vorzuhalten und auch von Balser kann man sich das Ein und Andere Wissenswerte ziehen.

An Rütter kommt man derzeit ohnehin nicht vorbei – muss man ja auch eigentlich nicht, kann jedoch nicht Alles im Hier und Jetzt sein.

Müller, Meier, Schmitt, Hinz und Kunz: sie Alle geben vor, das Rezept zu haben, um den Hund verstehen und mit ihm kommunizieren zu lernen. Mag sein…

Aber wer zum Henker ist Günther Bloch?

Von den “Pizza-Hunden” hatte ich schon mal gelesen, besser gesagt: einen Forenbeitrag dazu überflogen, weil ich den Titel (aufgrund der miserablen Beschreibung) eher mit seichter Unterhaltung in Form eines Spielfilms assoziierte, als mit einer wirklich aufschlussreichen Dokumentation.

Wölfisch für Hundehalter, Der Wolf im Hundepelz – Beides klang nicht uninteressant und schon wieder: Günther Bloch.

Jetzt wurde ich neugierig: Wer war bzw. ist dieser Günther Bloch überhaupt und was steckt hinter seinem Wissen, worauf baut es sich auf?

*hoppla!* Nicht einfach nur ein selbsternannter, weil mit Hunden aufgewachsen und jahrzehntelang mit ihnen lebender Hundetrainer oder Hundeverhaltenstherapeut, sondern ein engagierter Verhaltensforscher für Freilandstudien von wild lebenden Wölfen in Kanada sowie verwilderten Haushunden in der Toskana, Italien.

Nimmt man sich nun die Werke von Günther Bloch zur Brust und lässt diese auf sich wirken – Alles, was man bisher gehört, gelesen, gesehen oder sonst wie aufgeschnappt hat, schiebt man am Besten (erst mal) ganz weit weg, so als hätte es diesen Input nie gegeben – erhält man einen etwas anderen, fast schon völlig neuen Blickwinkel auf sein eigenes Mensch-Hund-Gespann.

Günther Bloch versteht es in (für mich) einzigartiger Weise sein Jahrzehnte lang selbst erarbeitetes Wissen, die daraus resultierenden, wahren Zusammenhänge, tatsächlichen Vergleichbarkeiten sowie klaren Unterschiede ohne Facharroganz und Klugscheißerdiplom wieder zu geben.

In einer sehr genialen Mischung aus Wissen, Kompetenz und Menschlichkeit werden Mythen und Märchen widerlegt, überzogenes Dominanzverständnis der Neandertaler sowie überdrehtes Ponyhof-Waldorf-Getue in der Hundeszene platt gewalzt.

Stellenweise lache ich Tränen über Blochs Schreibstil, weil diverse Behauptungen aus der Hundewelt-Steinzeit so unglaublich treffsicher katapultiert werden, was mir sehr aus der Seele spricht. – Es tut unglaublich gut, zu wissen, dass man mit der eigenen Meinung über vermeintliche Oberchecker nicht alleine dasteht.

Im Großen und Ganzen gehe ich mit den Ausführungen bzgl. Hundehaltung von Günther Bloch absolut d’accord und fühle mich in gewisser Weise dahin gehend bestätigt, mit dem teils lockeren, unkonventionellen, teils straffen Umgang meiner Felle einen goldenen Mittelweg gefunden zu haben.

Nicht zuletzt wird mir dies in meinem, resp. unserem persönlichen Umfeld immer wieder anerkannt: wer Dackelmodell oder Terriergewächs hört, schlägt allgemein erst mal die Hände über dem Kopf zusammen; lockert sie aber schnell wieder, sobald meine Nasen auf der Bildfläche erscheinen und sich als (annähernd) “menschenweltgerecht” erzogene Kaniden beweisen.

In einem Aspekt musste ich sogar meinen bisherigen Input – Bloch, sei Dank! – updaten: auf meiner Themenwebsite über Ginos (angeblicher) Herzerkrankung schrieb ich:

Im Anfangsstadium ist eine Herzschwäche beim Hund für uns Normalos nicht auffällig, geschweige denn eindeutig erkennbar – dies hat mit der Natur des Hundes, seinem Urinstinkt zu tun:

Im Wolfsrudel gefährden schwache Tiere die Sicherheit des gesamten Rudels und können ihre Aufgaben nicht mehr zuverlässig erfüllen.

=> Für die Gemeinschaft werden kranke Mitglieder unbrauchbar und deshalb aus dem Rudel verstoßen bzw. verlieren sie schnell den Anschluss an die Gruppe und müssen dann zusehen, dass und wie sie alleine klar kommen.

Für den gemeinschaftsliebenden Hund eine Horrorvorstellung, da er vor allem als Haustier nichts außer uns, seine Menschen, hat.

Ich möchte behaupten, dass der Hund nach menschlichem Verständnis nicht weiß: er ist krank, sich aber instinktiv einer Schwäche, respektive seiner „eingeschränkten Funktionalität“ und den möglichen ‚Konsequenzen‘ (siehe oben) durchaus bewusst ist.

=> Ergo tut er so als ob: Mir geht’s gut! Ich habe überhaupt nichts! Das bildest du dir alles nur ein, Mensch!

Dieser Abschnitt wurde komplett entfernt.

Im April 2012 erscheint Günther Blochs neues Buch Affe trifft Wolf und man kann sicher sehr gespannt sein (also ich bin es schon), welche neuen Einblicke, Informationen sowie Anstöße zum Um- bzw. Weiterdenken Günther Bloch dem interessierten, weiterbildungsbereiten Hundehalter damit in die Hände gibt.

Ich möchte keinem / keiner “normalen”, wirklich fachlich-kompetenten Hundetrainer(in) oder –verhaltenstherapeut(in) die Daseinsberechtigung absprechen: wo Menschen dem Hund ggü versagen, muss und sollte geholfen werden können.

Aber: wer sich allgemein selbst die “Mühe” macht, einen langen, offenen Blick hinter die Kulissen zu werfen, lebt mit seinem Tier um ein Vielfaches entspannter und kann sich von all den Schlaumeiern gern haben lassen, als jemand, der meint, mit Basicwissen ausreichend dabei zu sein.

Wäre ich vor die Wahl gestellt, meine Felle und mich von Martin Rütter oder Günther Bloch unter die fachliche Lupe nehmen zu lassen, würde ich mich – bei allem Respekt und Begeisterung für Rütter – für Bloch entscheiden.

Wer nun mehr über Günther Bloch wissen möchte, besucht einfach seine Website: Hunde-Farm “Eifel”.

*in diesem Sinn*
eure Sandra

Nachtrag, 19.12.2017: Während des Wiederaufbaus meines Blogs, schau ich natürlich auch, ob sich hinter den bisherigen Links immer noch der ursprüngliche Inhalt befindet.

Laut Meldung auf der Hunde-Farm „Eifel“-Webseite hat sich Günter Bloch zur Ruhe gesetzt und zieht voraussichtlich 2018 zurück in die kanadischen Rocky Mountains.

An dieser Stelle: Vielen Dank, Herr Bloch für Ihre Wirken und Wissen und alles Gute!

1 Comment

  • Alles, was ich weiß über Hunde, habe ich von Günther Bloch erfahren dürfen und von der eigenen Erfahrung.
    Ich bin einfach nur traurig darüber, wie sich die Welt des Hundetrainings verändert hat. Es geht alles nur noch um Geld. Darum steht auf meiner HP sehr groß: back to the roots…
    Geld verdienen kann man damit leider kaum. Aber ich kämpfe weiter

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