Montag, April 29
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Gastbeitrag der Pfotenhilfe Ungarn e.V. – klare Worte zu: Tierschutzhund sucht ein neues Zuhause

Was nun?

Leider kommt es immer wieder dazu, dass ein Hund in Deutschland ein neues Zuhause sucht, obwohl im Vorfeld der Vermittlung schon alles besprochen wurde und nachdrücklich auf Probleme, Geduld und liebevolle Konsequenz hingewiesen wurde.

99% der Übernehmer sagen, dass sie bereits über Hundeerfahrung verfügen, schon immer Hunde hatten, selbstverständlich auch wissen, was für eine Arbeit in der ersten Zeit auf sie zukommen wird und dass sie natürlich nie ein Familienmitglied wieder ausziehen lassen würden.

1% lassen nach ausführlicher Erklärung und Beratung dann doch lieber die Finger vom „Blind Date“ und diese haben letztendlich vielleicht sogar richtig entschieden für den Hund.

In letzter Zeit häufen sich jedoch die Fälle, in denen dieses Familienmitglied dann doch plötzlich wieder ausziehen muss. Ob es Überforderung ist oder ob man einfach keine Lust mehr hat oder ob sich die Lebensumstände geändert haben, ist im Enddefekt auch völlig egal.

Auffällig ist nur, dass es in letzter Zeit fast ausschließlich Rüden betrifft, die mitten in der Pubertät stecken. Da fragen wir uns natürlich, was sind das für Menschen, die dann einfach aufgeben. Die doch so viele Jahre Hundeerfahrung haben und die doch ganz genau wussten, was auf sie zukommt.

Menschen, die schon so oft Pflegestelle waren und echte Tierschützer sind? Wem können wir unsere Schützlinge denn überhaupt noch anvertrauen?

Wir sind immer für die Tiere da, auch nach der Vermittlung darf sich jeder Übernehmer an uns wenden, um Tipps und Ratschläge zu bekommen. Wir weisen niemanden zurück und stellen uns der Verantwortung, die wir unseren Tieren gegenüber eingegangen sind.

Zu hören bekommen wir aber ganz etwas anderes. Die Übernehmer haben bereits Hundetrainer aufgesucht, online Seminare gemacht und so weiter. Danach bekommen wir Tipps, wie der Hund gehalten werden muss. Der Hund braucht konsequente Führung, der Hund muss aufs Land ziehen, der Hund jagt Fahrradfahrer und daran muss man arbeiten. Nach 12 Monaten im zu Hause ist er auf einmal unverträglich. So könnte es beibleiben mit den gut gemeinten Ratschlägen an uns.

Aber wieso arbeitet man an dieser Stelle eigentlich nicht selbst an den Problemen, die doch so genau bekannt sind, anstatt den Hund schnellstmöglich wieder abzugeben?

Haben wir das Recht diese Frage zu stellen?

Wenn der kleine Welpe einzieht, wird er von Anfang an erstmal verwöhnt, verhätschelt und darf alles, denn der arme kleine Hund ist ja aus dem Tierschutz und der Übernehmer ist der Retter. So soll der Neuankömmling nun endlich ein schönes Hundeleben in der Familie bekommen und alles dürfen, was er möchte. Und wenn Bello einmal Angst hat, dann braucht man ihm ja nicht zeigen, dass alles harmlos ist, denn einfacher ist es Problemen aus dem Weg zu gehen.

Wenn Bello dann erstmal groß ist, wundert man sich über sein Verhalten und hat keine Erklärung dafür.

Aber was macht einer der viele Trainer gerufen hat? Hat man sich einen falschen Trainer ausgesucht, weil dieser weniger Geld gekostet hat? Oder glaubt man, dass der Hund bereits nach einer Stunde so gut zugehört hat und dann plötzlich alles von allein kann.

Machen wir uns nichts vor.

Jeder Hund, der sein zuhause verliert, fällt zunächst einmal in ein Loch und weiß nicht, was er falsch gemacht hat, denn als er klein war, war es doch so süß, wenn er fremde Menschen angebellt hat und sich wie ein großer benommen hat.

Bei uns ist es der Hund, der an erster Stelle steht, denn wir sind weder Psychologen noch Familientherapeuten. Wir schauen auf den Hund und machen uns Gedanken, wie wir ihm helfen können. Es macht keinen Spaß hinterher die Menschen zu trösten, die den Hund ja so liebhaben und den eigentlich doch gar nicht abgeben möchten, aber es einfach nicht anders geht. Erst kann der Hund nicht schnell genug kommen, dann kann man es kaum erwarten, dass der Hund endlich wieder auszieht und wenn es dann so weit ist hat man den Hund plötzlich doch so lieb.

Wir geben unser Herzblut für all diese Hunde, fahren in unserem Urlaub nach Ungarn, verwenden unsere Wochenenden dazu Platzkontrollen durchzuführen und unsere Feierabende darauf fremden Menschen einen Hund zu vermitteln, in den sie sich unsterblich verliebt haben. All dies machen wir unentgeltlich, ohne Auslagenersatz und in unserer Freizeit und wir machen das gerne!

Im Gegenzug erwarten wir aber auch Ehrlichkeit.

Ehrlichkeit uns gegenüber und Ehrlichkeit dem Hund gegenüber. Wir erwarten Menschen, die sich für ein Familienmitglied einsetzen und dieses nicht einfach vor die Türe setzen. Und wir Erwarten Menschen, die sich im Vorfeld Gedanken darüber machen, was sie bei Problemen zu tun gedenken.

Seien Sie fair zu sich selbst, zu uns und letztendlich natürlich auch zu dem Hund. Sie haben in ihrem treuen Begleiter ein Lebewesen an Ihrer Seite, das fühlt und denkt! Und Sie gehen bei einer Vermittlung auch eine Verantwortung ein, der Sie sich bitte auch stellen sollten, wenn mal etwas nicht so richtig klappt.

Man kann im Moment nur noch Mitleid für den Hund empfinden und sich bei jeder weiteren Vermittlung überlegen, hat der Hund es dort auch wirklich gut haben wird. Ist der Hund mit diesem Menschen zufrieden? Habe ich für den Hund die richtige Wahl getroffen? Kommt in ein paar Monaten wieder der Satz:“ Der Hund muss weg!“

Das alles macht es den Tierschützern/ Vermittlern nicht einfacher, denn wir sind auch Menschen, die einen Beruf und Familie neben dem Ehrenamt Tierschutz haben und deren Herz für die Tiere schlägt.

So, das musste nun einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden!

Pfotenhilfe-Ungarn Team
Und Team Tierschutz-Zentrum

© Pfotenhilfe-Ungarn

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