Wer meine Einträge zum Thema Brustkrebs verfolgt, wird im Letzten vom Februar festgestellt haben, dass dieser der wohl schwärzeste, deprimierteste und genervteste von Allen war. – Und das ist gut so! Auch solche Zeiten muss es geben, um sich immer wieder mal zu resetten. Auf gar keinen Fall, darf man sich jedoch zu lange in so einem Loch aufhalten (lassen)!
Über fünf Monate später sieht es zum Glück schon wieder besser aus, was allerdings nicht nur an meinen nahezu überirdischen Nehmerqualitäten, meiner (fast) unerschütterlichen Lebensfreude, meines Selbstbewusstseins sowie „Trotzes gegen vermeintliche Obrigkeiten“ und last-but-not-least Krisenerprobtheit von Kindheit an liegt, sondern vorallem meinem unfassbar tollen privaten Umfeld sowie meiner unschlagbaren Ärzteschaft!
Neben mir liegen zwölf DinA4 Blätter, teils beidseitig beschrieben, mit allen möglichen Notizen der letzten Monate, welche ich an dieser Stelle nun zu einem Beitrag wandeln versuche.
Allem voran braucht es ein Geständnis: bereits in 2017 waren mir meine damaligen Felle eine große Stütze und hielten mich bei Laune, das für mich damals absolute Neuland Krebs „frohen Mutes“ zu durchlaufen.
Fünf Jahre und zwei Therapien später ist es genau genommen einzig meinem neuem Schnüffler zu verdanken, dass ich ein weiteres, ein drittes Mal in den Ring stieg. Die eigene Resilienz hin oder her!
Darf ich vorstellen: mein Lebensretter Fiù! Terrier-Mix aus Ungarn, 2021 mit ca. 1,5 Jahren bei mir eingezogen und von Grund auf von mir sozialisiert, aufgebaut, trainiert und gelehrt worden!
Erinnert ihr euch? Meinen Februar-Eintrag schloß ich mit dem Satz: Tja, und dann bzw. zusätzlich habe ich schließlich noch etwas zu klären, da ich weder Kraft, noch Nerven mehr habe, neben all dem Krebsscheiß auch noch künstlichem Streß ausgeliefert zu sein.
Nun, geklärt wurde die Situation. Zwar nicht auf dem Weg, den ich gegangen wäre: meinem Arbeitgeber war danach, mich mal eben zu kündigen, nachdem ich ihm auf die Füße gestiegen bin, als er, trotz meines Krankenstandes gegen Ende März mit meinen Urlaubstagen aasen wollte. Einen Tag, nachdem ich ihm – freundlich, sachlich, aber bestimmt – erklärte, dass das so nicht ginge, hatte ich die Kündigung im Kasten. Dass ich mich seit knapp Mitte Februar im Krankenstand befand, „verdankte“ ich genau genommen meinem Ex-Arbeitgeber, der mich mit seiner Art endgültig in den Nervenzusammenbruch bugsiert hatte.
Mein Ex-Arbeitgeber ist als etwas schwierig, etwas besonders bekannt und man kennt ihn ja ist der beliebteste Ausspruch für Leute, die sich vor Eier in der Hose haben und Rückgrat beweisen drücken … Im Grunde genommen, alles schmeichelhafte Umschreibungen für einen von sich überzeugten, niemals selbst einen Fehler machenden Choleriker. – Davon hatte ich in meinem bisherigen Leben vier Stück um die Ohren, drei waren Arbeitgeber und der Private ließ sich abschalten.
Dass ich die Kündigung erhielt, interessierte mich nicht großartig, aber das Wie konnte ich natürlich so nicht durchgehen und stehen lassen! Da mir schlichtweg Lust, Zeit, Kraft und Nerven fehlten, mich allein auch noch darum zu kümmern, holte ich mir anwaltschaftlichen Beistand. Überraschenderweise in einer mega kompetenten, sympathischen und menschlichen Anwältin, die ich bereits privat von anderer Stelle kannte. Ich wusste lediglich, dass sie Anwältin ist; dass allerdings ausgerechnet Arbeitsrecht ihre Welt ist, war ein superglücklicher Zufall. – Aufgrund seiner Spontan-Kündigung, ohne jegliche Form und Wirksamkeit (!), durfte sich mein Ex-Arbeitgeber freikaufen.
Tja, mit der Inklusion ist das augenscheinlich so eine Sache. Werbung und Politik suggerieren zwar Leichtigkeit und Recht und Anspruch darauf. Die Realität sieht nicht selten (auch hierbei) ganz anders aus!
Auf der Seite des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales ist die Definition und Bedeutung von Inklusion besonders gut und leicht verständlich geschrieben:*
Inklusion heißt, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben nicht mehr an vorhandene Strukturen anpassen müssen. Vielmehr ist die Gesellschaft aufgerufen, Strukturen zu schaffen, die es jedem Menschen – auch den Menschen mit Behinderung – ermöglichen, von Anfang an ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein. Integration erfordert, dass sich der Mensch mit Behinderung weitgehend den vorhandenen Gegebenheiten anpasst. Inklusion geht weiter: Menschen mit Behinderung können von Anfang an am sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilhaben. Und zwar: selbstbestimmt, gleichberechtigt und uneingeschränkt.
Mein Arbeitgeber enthielt mir bspw. die ganze Zeit, über zwei Jahre, die Anerkennung meines Schwerbehindertenstatus‘ vor, weil ich diesen, seiner Meinung nach bei der Bewerbung verschwiegen hätte und erst später damit raus gekommen sei, um mir die Vorteile dessen im Nachhinein zu erschleichen. Da der Betrieb außerdem weniger als 20 Mitarbeiter habe, wäre er nicht verpflichtet, (m)einen Schwerbehindertenstatus zu berücksichtigen. – Tja, Freundchen, falsch gedacht!
Fakt ist:
- Ein anerkannter Schwerbehindertenstatus muss bei einer Bewerbung weder im Schreiben, noch beim Gespräch dargelegt werden! Macht man es als Stelleninteressent trotzdem, ist dies eher als Ehrlichkeit zu werten, worauf ja jeder, vorallem Arbeitgeber (angeblich) so viel Wert legen. – Wer mich kennt, egal ob real oder viral, dem ggü. muss ich nicht extra beteuern, dass ich ehrlich war (bin und bleibe) …
- Neue Mitarbeiter mit anerkanntem Schwerbehindertenstatus können während der Probezeit, wie Andere auch, ganz einfach und ohne Einschalten des Integrationsamtes gekündigt werden.
- Ein anerkannter Schwerbehindertenstatus muss vom Arbeitgeber, egal zu welcher Zeit er mitgeteilt wird, akzeptiert und entsprechend darauf eingegangen werden.
- Nach der Probezeit können Mitarbeiter mit anerkanntem Schwerbehindertenstatus nur noch mit Einschalten des Integrationsamtes und Angabe eines Grundes gekündigt werden.
Ich liebe es nicht nur wenn ein Plan funktioniert, sondern auch wenn Müll sich quasi selbst rausbringt.

Nach der Kündigung wurde ich oft gefragt, wie es für mich weiter ginge? Ob ich eine (neue) Perspektive hätte? Ob ich Angst vor der Zukunft hätte?
Nun, allgemein gibt es derzeit für Alles nur eine Antwort: Solange meine Ärzte mir nicht sagen, ich habe den Krebs wieder „besiegt“ und kann soweit wie möglich wieder ins „normale“ Leben zurück, mache ich mir, außer über meinen Schnüffler und vielleicht noch von Woche zu Woche, von medizinischem Termin zu medizinischem Termin keine weiteren, besondere Gedanken!
Aber Ja, ich habe bereits wieder eine berufliche Perspektive und ich würde wirklich am Liebsten letzte Woche als nächstes Jahr neu starten. Vernünftiger ist es allerdings, erst wieder soweit hergestellt und im grünen Bereich zu sein, um nicht wieder kurze Zeit später wegzusacken. Und Ja, auch ich habe mittlerweile ein Stück weit Angst vor der Zukunft, denn egal wie oft ich mich („erfolgreich“) gegen den Krebs stelle, er wird nun immer wieder Teil meines Lebens sein, zurückkommen (können), von Neuem wüten und ich muss auch damit rechnen, dass irgendwann er der Stärkere von uns sein kann. …
* Seite des Staatsministeriums in Baden-Württemberg für Soziales, Gesundheit und Integration