Ich bin ganz geflasht und riesig dankbar, nun den richtigen Einstieg in diesen Beitrag gefunden zu haben: Vielen Dank an den Sender vox und das ganze Team von Stars gegen Krebs – Ladies Night! (heutige Wiederholung)
43 Tage sind seit meinem mentalem Extremeinbruch vergangen. Eine vergleichbare Achterbahn-10er-Looping-Fahrt habe ich seitdem (wem-auch-immer-sei-Dank) nicht mehr durchstehen müssen.
Mittlerweile habe ich nicht nur die Zyklen der neuen Krebstherapie verinnerlicht, Tabletten und Infusionen laufen nun auch synchron, sodass mir zwischen den Zyklen eine Woche ohne Alles zur Verfügung steht, in der ich Luft und immer wieder Anlauf holen kann. Die Einschlafprobleme konnten durch die zusätzliche Einnahme von Neurexan einigermaßen in den Griff gebracht werden, das Gelbe vom Ei ist es allerdings noch nicht.
Tipp: Lasst Euch für nicht rezeptpflichtige Medikamente ein grünes Rezept (Privatrezept) ausstellen. Nur so könnt Ihr diese Ausgaben bei der jährlichen Steuererklärung mit angeben!
Mit die zwischenzeitlich größte Tortur war Ende Dezember eine 7,5-stündige Sitzung beim Zahnarzt, um meine neuen Fähne (3 Stunden am 9.1.) noch vor der ersten Infusion (12.01.) fertig zu kriegen – durch die Schleimhautaustrocknung 2017 fielen die Alten nahezu komplett Karies zum Opfer, dass es keinen Sinn machte, sich aufs Lücken füllen zu konzentrieren.
Da der zweite Kampf – offiziell – auf open end ausgerichtet ist, richtete ich mir einen Jahreskalender (Pinnwand Küche) für die Tablettenintervalle sowie Infusionstermine ein.
Auch wenn ich mich aufgrund der Pandemie immer noch in Kurzarbeit befinde (was mir im Kampf gegen „AL“ zusätzlich in die Hände spielt), mindestens einmal im Monat in die Arbeit gehen darf, so bin ich doch wirklich sehr froh, glücklich und – mal wieder – dankbar dafür, dass ich körperlich soweit in der Spur bin, um verhältnismäßig gut am Alltagsgeschehen teilhaben zu dürfen. An Infusionstagen greife ich wieder zu den für mich, sich bewährt habenden Nux Vomica-Globuli (3 vor, 3 nach der Infusion sowie bei leichtem Übelkeitsgefühl im Alltag).
Die bislang „schlimmsten“ Nebenwirkungen der diesmaligen Zyostatikas dürften die abermals austrocknende Nasenschleimhaut sein (zu lindern mit Nasenöl, bspw. GeloSitin), gefolgt von Verstopfung (kontrollierbar zu beheben, mit bspw. Macrogol plus) sowie etwas Abgeschlagenheit, Müdigkeit, zeitweise plötzlich ansteigender Blutdruck (Oberarm-Messgerät zugelegt), trocken und rissig werdende, sich ablösende Haut um die Fingernägel (regelmäßig bspw. mit Vaseline, Melkfett eincremen) und … genervt sein von Menschen, die Auswirkungen einer Krebstherapie auf die gleiche Stufe von persönlicher Abgeschlagenheit durch Streß und „Streß“, selbstgestrickter, depressiver Verstimmungen, ausgiebiges Suhlen in Selbstmitleid und Ähnliches stellen.
Überforderung des Gegenübers hin oder her: Es ist wirklich schwer, die Nerven zu behalten, nicht gleich aus der Haut zu fahren, Rücksicht auf die zu nehmen, die bislang noch keine Erfahrungen mit „Krebsis“ in ihrem Umfeld machen mussten und sich (also, ich mich) nicht wichtiger zu nehmen als Andere. – Gleichzeitig frage ich mich jedoch: Muss ich das überhaupt? … Nö!
Wie ich bereits 2017 in meinem Beitrag Psychoonkologischer Dienst zur Sprache brachte, sollte man sich von Menschen, die sich und ihre (nicht lebensbedrohlichen!) Befindlichkeiten für wichtiger als Alles auf der Welt halten oder einem sonst wie aus heiterem Himmel dumm kommen, distanzieren. – Egal, um wen es sich handelt! Von besonderem Vorteil ist ein eigener Hausstand, kein Verwandtschaftsgrad sowie generelle Eigenständig- und Unabhängigkeit.
In den letzten 43 Tagen hat sich nicht nur wieder etwas in mir, sondern auch zwischen meinem Partner und mir verändert und wie wir (Frauen) wissen, sind Männer (so oder so) die allerletzten Geschöpfe, die – unaufgefordert und offen! – über Gefühle, Empfindungen sowie Unsicherheiten reden. – Als hätten wir Krebsis nicht schon genug um die Ohren, auch noch hinterher rennen zu müssen, um zu erfahren, wie es dem Partner / der Partnerin geht.
Ich kann es gerade sehr schlecht in Worte fassen, was in mir vorgeht, wenn ich an meine (neue) Partnerschaft in Kombination mit Kampf gegen den Krebs denke; 2017 trat ich „nur“ mit Unterstützung von Familie und engsten Freunden an. Fakt ist allerdings: Ich habe nur Kraft und Nerven für bzw. gegen eine Sache und werde ich dem Krebs nicht Herr, kann mich das – ganz klar, ungeschönt – mein Leben kosten. …
Etwas sehr Positives darf in all der Misere nicht vergessen werden: Der anfängliche Tumormarker sank inzwischen von 156 auf 115!
Was den hormonbedingten, per Tumormarker beobachtbaren Krebsteil betrifft, kann man schon mal sagen, dass die Therapie innerhalb knapp zwei Monaten erfolgreich anschlägt! Ob sich auch der „Scheiße hoch 3*“-Teil wieder in die Knie zwingen lässt, werden andere Maßnahmen (bspw. Ultraschall, CT) zeigen. Die erste Sprechstunde mit meinem Chemo-Doc ist für den 22.4. angesetzt.
* „Scheiße hoch 3“ : Bezeichnung für triple-negativen Brustkrebs von Nicole Staudinger, Bestsellerautorin, Teilnehmerin bei Stars gegen Krebs (vox) und ebenfalls triple-negative Brustkrebsbetroffe mit BRCA-Nachweis.
AL = Arschloch.